Foto: © EFZN

Professor Carsten Agert, stellvertretender Vorstandssprecher des EFZN und Leiter des Forschungszentrums NEXT ENERGY aus Oldenburg, begrüßte die Teilnehmer der 8. Göttinger Energietagung.

Mehr als 150 Teilnehmer nahmen am 18. und 19. Mai 2016 an der 8. Göttinger Tagung zu aktuellen Fragen zur Entwicklung der Energieversorgungsnetze teil, die das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN) jährlich in Kooperation mit der Bundesnetzagentur veranstaltet. Die Vertreter von Unternehmen, Verbänden, Beratern, Behörden und Wissenschaft diskutierten in der Paulinerkirche Göttingen zwei Tage lang zum Thema: „Systemdienstleistungen für das Stromnetz bis 2030 – die Rolle von Kleinanlagen und Erneuerbare Energie-Anlagen“.

Die Energiewende verändert das Stromsystem in Deutschland grundlegend. Bis zum Jahr 2035 soll der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch auf 55 bis 60 Prozent erhöht werden, bis zum Jahr 2050 auf mindestens 80 Prozent. Die letzten Atomkraftwerke werden im Jahr 2022 vom Netz gehen. Damit muss nicht nur die Energiemenge ersetzt werden, die durch konventionelle Kraftwerke zur Verfügung gestellt wurde. Auch die bislang durch konventionelle Großkraftwerke erbrachten Leistungen für einen sicheren Betrieb des Stromversorgungssystems müssen zukünftig verstärkt durch dezentrale Anlagen, vor allem zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien, übernommen werden. Diese Systemdienstleistungen dienen u.a. der Frequenz- und Spannungshaltung, der Betriebsführung z.B. bei Netzengpässen und erforderlichenfalls auch dem Versorgungswiederaufbau.

Die 8. Göttinger Energietagung betrachtete vor allem die Rolle von Windenergieanlagen, Photovoltaikanlagen sowie Speicheranlagen, insbesondere Batteriespeichern. Als ein wesentliches Ergebnis der Plenarvorträge und Fachforen kann festgehalten werden, dass aus technischer Sicht diese Anlagen über sehr gute Möglichkeiten zur Erbringung von Systemdienstleistungen verfügen. Um die technischen Möglichkeiten von Kleinanlagen nutzen zu können, lassen sich diese in sogenannte virtuelle Kraftwerke zusammenfassen. Da Kleinanlagen auf den unteren Netzebenen angeschlossen sind, verändert sich auch die Rolle der Verteilernetzbetreiber gegenüber der früheren Situation, in der konventionelle Großkraftwerke überwiegend an das Höchstspannungs-Übertragungsnetz angeschlossen waren. In die Betrachtung einbezogen wurde auch der rechtliche Rahmen, einschließlich der Vorgaben des europäischen Netzkodex „Requirements for Generators“.

Das EFZN führte die 8. Göttinger Energietagung erstmals auf Grundlage seiner neuen Organisationsstruktur als gemeinsames wissenschaftliches Zentrum der Universitäten Braunschweig, Clausthal, Göttingen, Hannover und Oldenburg durch. Die Begrüßung der Teilnehmer übernahm Professor Carsten Agert, stellvertretender Vorstandssprecher des EFZN und Leiter des Forschungszentrums NEXT ENERGY aus Oldenburg. Dieser leitete im weiteren Verlauf der Veranstaltung zudem ein Fachforum zur Rolle von Batteriespeichern im Bereich der Systemdienstleistungen. Aus dem EFZN-Kreis des Weiteren vertreten war Professor Bernd Engel, Institut für Hochspannungstechnik und Elektrische Energieanlagen (elenia), TU Braunschweig, mit einem Fachforum zu den Möglichkeiten von Photovoltaikanlagen bei der Erbringung von Systemdienstleistungen.

Die Veranstalter konnten nach den zwei Tagen wieder ein sehr positives Fazit ziehen. „Auch in diesem Jahr ist es gelungen, ein aktuelles Thema der Energieversorgung unter Mitwirkung hochqualifizierter Referenten einer fachübergreifenden Analyse zu unterziehen“, so Professor Hartmut Weyer, Direktor des Instituts für deutsches und internationales Berg- und Energierecht der TU Clausthal. Damit fügt sich die Tagung hervorragend in die Arbeit des EFZN ein, das besonderes Gewicht auf eine fachübergreifende Problembetrachtung legt.

 

Nachfolgend finden Sie die freigegebenen Vorträge:

1. Tag: Mittwoch, 18. Mai 2016

ab 9:30

Check-in und Ausgabe der Tagungsunterlagen

10:00-10:15

Begrüßung und Einführung durch die Bundesnetzagentur

Peter Franke, Vizepräsident der Bundesnetzagentur

10:15-10:30

Begrüßung und Einführung durch das EFZN

Prof. Dr. Carsten Agert, stellv. Vorstandsvorsitzender EFZN und Leiter NEXT ENERGY

10:30-11:30

Zukunft der Systemdienstleistungen

Dr. Peter Hoffmann, Tennet TSO

11:30-12:15

Braucht ein Verteilernetzbetreiber Systemdienstleistungen?

Dr. Sebastian Lissek, MITNETZ

12:15-13:00

Rechtlicher Rahmen

Jens Vollprecht, Becker Büttner Held

13:00-14:30

Mittagspause

13:30-15:15

Möglichkeiten und Grenzen von Kleinanlagen und Erneuerbare Energien-Anlagen als Erbringer von Systemdienstleistungen

Prof. Dr. Christian Rehtanz, TU Dortmund

15:30-18:00

Fachforen

Fachforum 1: Möglichkeiten und Hindernisse von Photovoltaikanlagen bei der Erbringung von Systemdienstleistungen

Leitung: Prof. Dr. Bernd Engel, EFZN, TU Braunschweig und FNN

Referenten:
Dr. Christine Müller, Bundesnetzagentur
Volker Wachenfeld, SMA Solar Technology AG
Daniel Unger, TU Braunschweig
Björn Osterkamp, TU Braunschweig

Fachforum 2: Möglichkeiten und Hindernisse von Windenergieanlagen bei der Erbringung von Systemdienstleistungen

Leitung: Eckard Quitmann, ENERCON

Referenten:
Manuel Glau, 50Hertz Transmission GmbH
Anne Palenberg, Bundesverband WindEnergie e. V.
Michael Schnoor dos Passos, Bundesnetzagentur

Fachforum 3:Möglichkeiten und Hindernisse von Batteriespeichern bei der Erbringung von Systemdienstleistungen

Leitung: Prof. Dr. Carsten Agert, EFZN und NEXT ENERGY

Referenten:
Simon C. Behrens, Bundesnetzagentur
Gunnar Wrede, Younicos AG
Dr. Karsten von Maydell, NEXT ENERGY

19:00

Gemeinsames Abendessen

 

2. Tag: Donnerstag, 19. Mai 2016

9:00

Begrüßung zum 2. Konferenztag

9:00-9:45

Berichte aus den Fachforen

9:45-10:30

Blick über den Tellerrand – Die Färöer Inseln

Terji Nielsen, SEV

10:30-11:00

Kaffeepause

11:00-11:45

Systemdienstleistungen durch virtuelle Kraftwerke

Dominik Wernze, Next Kraftwerke GmbH

11:45-12:30

Network Code “Requirements for Generators” (NC RfG)

Sebastian Pielken und Dr. Nawid Sadighi, Bundesnetzagentur

12:30-13:00

Conclusio

Achim Zerres, Bundesnetzagentur

Ab 13:00

Schlusswort des EFZN und Ausklang

Prof. Dr. Hartmut Weyer, EFZN und TU Clausthal