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Ein Kommunikationsort für die Wärmeforschung im Norden

Forschende der HAWK etablieren in EFZN-Projekt ein neues Konferenzformat für Wärmeforscher:innen in Norddeutschland (und darüber hinaus)

Wissenschaft lebt von Kommunikation und Kooperation. Dies gilt umso mehr für Forschungsfelder, deren Erkenntnisse für drängende aktuelle Herausforderungen – wie den klimaneutralen Umbau der Wärmeversorgung in Deutschland – benötigt werden. Denn gerade wenn Forschungsergebnisse schnell in die Praxis umgesetzt werden müssen, ist ein beständiger Austausch mit allen relevanten Stakeholdern essentiell. Im Rahmen eines EFZN-Projekts haben Forschende der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen eine neue Konferenzreihe gestartet, die einen beständigen Kommunikationsort rund um die Wärmeforschung in Norddeutschland und darüber hinaus etablieren soll.

„Soweit ich weiß, war unsere Veranstaltung tatsächlich die erste dedizierte Wissenschaftskonferenz zur Norddeutschen Wärmeforschung in Deutschland,“ resümiert Dr.-Ing. Johannes Pelda, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Nachhaltige Energie- und Umwelttechnik (NEUTec) an der HAWK. Diese „1. Konferenz zur Norddeutschen Wärmeforschung“, die der Wissenschaftler aus dem Team von Prof. Dr.-Ing. Stefan Holler gemeinsam mit seinen Kolleg:innen organisiert hat, fand am 8. und 9. Juni 2023 in Göttingen statt und konnte etwa 110 Wärmerforscher:innen aus ganz Norddeutschland und darüber hinaus in der Universitätsstadt zusammenbringen.

Einen Ort für intensiven Austausch zur Wärmeforschung schaffen

Entstanden ist die Idee zu der länderübergreifenden Wissenschaftskonferenz in der Fachgruppe „Wärme“ der norddeutschen Bundesländer. Das übergeordnete Ziel: Die Wärmeforscher:innen im Norden miteinander zu vernetzen, sie mit Partnern aus der Praxis – also etwa aus den Kommunen und der Wirtschaft – zusammenzubringen und nicht zuletzt auch die Aufmerksamkeit der Politik auf die Aktivitäten, Erkenntnisse und Empfehlungen aus der Wärmeforschung zu lenken.

„Es ging uns bei der Konzeption des Veranstaltungsformats darum, allen Forschenden Zeit einzuräumen, auch mal in Ruhe über gemeinsam zu bewältigende Probleme zu sprechen“, erklärt Johannes Pelda. „Eine Konferenz bietet dafür einen viel intensiveren und interaktiveren Rahmen als ein bilateraler Austausch per Telefon oder Videocall. Mit sehr guten Vorträgen über ihre Forschung zu unterschiedlichen wärmerelevanten Themen zeigten die Teilnehmer:innen neuste Erkenntnisse und luden praxisnahe Teilnehmer:innen zu fachlichen Diskussionen ein. Somit gab es einen fachlichen Austausch in beide Richtungen.“

Mehr als die Hälfte der Fachvorträge wurde von Wissenschaftler:innen aus Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) präsentiert. Diese hohe Beteiligung betone die essenzielle Rolle, die angewandte Forschung an HAWs in der Wissenschaftslandschaft spiele, erklärt Prof. Dr.-Ing. Stefan Holler von der HAWK: „Die Konferenz der Norddeutschen Wärmeforschung bietet eine einzigartige Plattform, um die Praxisnähe und Innovationskraft der angewandten Forschung an unseren Hochschulen zu demonstrieren. Es ist erfreulich zu sehen, dass unsere Forschungsarbeiten eine so zentrale Rolle spielen.“

Die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften sind bekannt für ihre enge Verzahnung von Theorie und Praxis. Ihre Forschungsprojekte, die oft in Zusammenarbeit mit Industriepartnern durchgeführt werden, tragen maßgeblich zur Entwicklung praxisorientierter Lösungen bei, die direkt auf aktuelle Herausforderungen in der Wärmeforschung und -technik reagieren.

Themenvielfalt rund um die Wärmewende

Über zwei Tage bot die Konferenz mit Fachvorträgen, Workshops und abendlichem Get-together einen thematisch vielseitigen Rahmen und Gelegenheiten für vertiefte Gespräche und fachlichen Austausch.

Dabei wurden ganz unterschiedliche Themenschwerpunkte rund um die Wärmeforschung und Wärmewende behandelt:

  • Technologien für die erneuerbare Wärmebereitstellung und Abwärmenutzung,
  • Energieeffizienz in Gebäuden – betriebliche Effizienz, stoffliche Recyclingpotenziale und Quellen „grauer Energie“,
  • Versorgung mit Wärme und Kälte im Quartier und kommunale Wärmeplanung,
  • Thermische Energiespeicher, insbesondere saisonale Wärmespeicherung,
  • Digital Twins, geografische Informationssysteme, Open Science sowie Open Data,
  • Wärmewende und Gesellschaft – Finanzierungs- und Betreibermodelle für zukünftige Wärmeversorgungssysteme,
  • Chancen und Risiken des Hochlaufs bei Ausbau, Transformation und Anschlussverdichtung von Wärmenetzen.

„Erfreulich ist, dass wir besonders viele junge Forschende erreichen konnten“, so Johannes Pelda. Nachwuchswissenschaftler:innen aus dem Bereich Wärme stark einzubinden, sei bei der Planung ein erklärtes Ziel gewesen.

Ausgearbeitet wurde das Konferenzformat im Rahmen eines vom EFZN geförderten Projekts – und lehnte sich damit ganz klar an eines der Kernziele des EFZN an: die standortübergreifende Zusammenarbeit in der Wissenschaft zu fördern und Brücken zur Praxis zu bauen. Die Veranstaltung, erklärt er weiter, sei ein guter Anfang gewesen: „Die Konferenz wurde in 2024 vom 19.09 bis 20.09 als 2. Konferenz zur Norddeutschen Wärmeforschung in Hamburg fortgeführt. Wir wollen jetzt Kontinuität schaffen und die Veranstaltungsreihe verstetigen.“

Das mittelfristige Ziel: Der Wärmeforschung eine stärkere Stimme verleihen

Für die kommenden Veranstaltungen wünscht er sich eine stärkere Beteiligung der Politik und einen noch größeren Einbezug von Praxispartnern. Denn: Die Wärmeforschung im Norden sei bereit zu helfen, gefragt sei nun eine intensivere Kooperation, gerne auch mit politischer Unterstützung: „Vor allem muss eine Bühne des wissenschaftlichen Austauschs mit Praxispartnern für die Wärmeforschung entstehen, auf der aktuelle Themenfelder und deren Lösungsmöglichkeiten für alle reproduzierbar dargestellt werden. Darüber hinaus werden im Laufe eines zweitägigen intensiven Diskurses Probleme sichtbar, die wissenschaftlich untersucht oder anschließend an Entscheidungsträger kommuniziert werden können. Wenn wir durch intensive Kooperation und transparenten Austausch mit der Praxis Tools und Methoden gemeinsam entwickeln könnten, die frei verfügbar sind, würden letztlich auch die Praxispartner davon profitieren und die Wärmewende ließe sich am Ende nachhaltiger, schneller und kostengünstiger umsetzen.“

Die Konferenz solle sich, so die Hoffnung, mehr und mehr zu einer gemeinsamen Kommunikationsplattform zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung entwickeln, um die Zusammenarbeit zu intensivieren und einen dauerhaften Dialog zu fördern.

In ihrem Abschlussstatement formulierten die Teilnehmer:innen der Konferenz ihren Wunsch an die politischen Entscheidungsträger: „Die erste Konferenz zur Norddeutschen Wärmeforschung in Göttingen unterstrich die Notwendigkeit einer Norddeutschen Wärmeforschungsallianz, um den Austausch zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu fördern und die Wärmewende praktikabel voranzutreiben. Bei geeigneten politischen Rahmenbedingungen können in den nächsten 2-4 Jahren etwa 25 % der norddeutschen Wärmeversorgung klimaneutral gestaltet werden, unterstützt durch Investitionskosten von rund 25 Milliarden Euro, die sich langfristig amortisieren.“ Stefan Holler betonte, dass eine solche Allianz die disziplinenübergreifende Forschung stärke und den Weg in eine klimaneutrale Gesellschaft ebnen könne.

Weiterführende Informationen

Ausführliche Informationen zu Programm und Inhalten der Konferenz sowie die daraus hervorgegangenen Publikationen finden Sie auf dieser Webseite.


Projektbeteiligte

Prof. Dr.-Ing. Stefan Holler ist Professor für Energie- und Umwelttechnik an der Fakultät Ressourcenmanagement der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen und Leiter des Fachgebietes Nachhaltige Energie- und Umwelttechnik (NEUTec). Im HAWK-Forschungsschwerpunkt „Green Engineering und Ökosystem“ arbeitet er an der Transformation von Energiesystemen mit dem Fokus einer klimaneutralen Wärmeversorgung. Er besitzt eine langjährige Erfahrung in der Projektleitung von geförderten Forschungsprojekten mit nationalen und internationalen Projektpartnern.

Dr.-Ing. Johannes Pelda ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HAWK im Fachgebiet Nachhaltige Energie- und Umwelttechnik (NEUTec), wo er seit 2016 im Bereich der Optimierung von Energiesystemen tätig ist. Sein derzeitiger Schwerpunkt liegt in der Optimierung von Energiesystemen mit Fokus auf Fernwärme und die Integration von Erneuerbaren Energien in Wärmeverteilsysteme