EFZN-Forschungsverbund Wasserstoff Niedersachsen
Fokusgruppe 4: Konversion von Wasserstoff in andere Energieträger
Für die Nutzungsrouten, bei denen Wasserstoff als Intermediat auftritt, konzentrieren sich die Forschungs- und Entwicklungsbedarfe auf Prozesse und Systeme zur stofflichen Wandlung von Wasserstoff in andere Energieträger oder chemische Grundstoffe.
Neben der Bereitstellung erneuerbarer Produkte deckt dieser Fokusbereich auch die chemische Speicherung von Wasserstoff z.B. in synthetischem Methan oder über flüssige Trägermaterialien (LOHC) ab.
Durch die Umwandlung von Wasserstoff zu Methan kann die umfassend vorhandene Erdgas-Infrastruktur für den Energietransport und die -speicherung weitergenutzt werden. Auch auf der Seite der Endnutzer können vorhandene Anlagen weiter genutzt werden.
Die Weiterkonversion von Wasserstoff in synthetische Kraftstoffe oder chemische Grundstoffe ist für Anwendungen, die auf eine hohe Energiedichte angewiesen sind, unvermeidbar. Beispiele hierfür sind die chemische Industrie, aber auch Mobilitätsanwendungen wie der Langstrecken-Flugverkehr. Durch eine gestufte Abfolge katalytischer Prozesse können aus Wasserstoff und CO2 beispielsweise Ausgangsstoffe für Kunststoffe oder synthetisches Kerosin hergestellt werden.
Breit aufgestellte Forschung rund um die H2-Konversion
Die Themen in der Fokusgruppe „Konversion von Wasserstoff in andere Energieträger” reichen von grundlagenorientierten Fragestellungen zur Katalyse und Reaktionstechnik (TRL 3) bis zur Entwicklung von Demonstrationsanlagen (TRL 6 bis 7) zur Erzeugung von erneuerbaren Energieträgern. Dabei vereinbaren sie simulative, experimentelle und konstruktive Aspekte und decken unterschiedliche Zielprodukte, Anwendungsbereiche und Funktionalitäten ab: So kann die Konversion von Wasserstoff sowohl eine reine Speicherfunktionalität (wie z.B. bei der LOHC-Technologie) als auch eine Kopplungsfunktion zwischen Stromsektor und denjenigen Bereichen der chemischen Industrie und Mobilität einnehmen, die auch zukünftig auf energiereiche chemische Verbindungen angewiesen sein werden.
Im Bereich der Methanisierung wird anhand von experimentellen und theoretischen Untersuchungen an Reaktoren mit unterschiedlichen Durchmessern und verschiedenen Pelletformen an der Optimierung von Power-to-Gas-Verfahren gearbeitet. Da zukünftige Konversionsverfahren zur Nutzung regenerativer Energie im Gegensatz zu den bisher üblichen Betriebskonzepten bevorzugt auch einen dynamischen Betrieb zulassen sollten, sind Fragen zum Wärme- und Stofftransport unter fluktuierenden Bedingungen von besonderer Relevanz für die Entwicklung zukünftiger Katalysator-, Reaktor- und Anlagenkonzepte.
Forschung mit starkem Praxisbezug
Neben den Power-to-Gas-Verfahren liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der chemischen Speicherung von Wasserstoff bzw. dessen Konversion in Energieträger und chemische Grundstoffe. Hier liegt der Fokus einerseits auf der Materialoptimierung und -funktionalisierung, z.B. um die Effizienz von LOHC-Speicherprozessen zu erhöhen, andererseits werden verfahrenstechnische Fragestellungen zur Prozessgestaltung und zum dynamischen Betrieb von Konversionsanlagen sowohl simulativ als auch experimentell bearbeitet.
Die Projekte weisen einen starken Anwendungsbezug und eine intensive Kooperation mit industriellen Partnern auf. Die Förderung erfolgt hier im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms des BMWK, die betrachteten Verfahren sind dabei meist bereits nah an der industriellen Umsetzung. Damit werden neben den rein technischen Fragestellungen auch ökonomische Kriterien relevant und bei den Untersuchungen entsprechend berücksichtigt.
Ausblick
Im Bereich der H2-Weiterkonversion bringen die beteiligten Arbeitsgruppen ihr spezifisches Know-how in die Projektverbünde ein und leisten sowohl theoretische als auch experimentelle Beiträge zu Entwicklung innovativer Konversionsverfahren. Viele Verfahren im Umfeld von Power-to-X-Prozessen sind im Demonstrationsmaßstab bereits in der Erprobung. Durch die weiter zunehmende Dezentralisierung, Modularisierung und Flexibilisierung von Anlagen und neue Funktionalitäten wie der saisonalen Energiespeicherung stellen sich aber auch neue Fragen und Aufgaben für die niedersächsischen Forschenden. Diese umfassen sowohl Bereiche der Katalyse und Reaktionstechnik als auch apparative, materialwissenschaftliche, regelungstechnische und konstruktive Aspekte. Hier bietet sich das Potenzial, durch eine weitere Vernetzung innerhalb Niedersachsens die nationale und internationale Sichtbarkeit auszubauen und so die Fokusgruppe auf eine breitere Basis zu stellen. Die Besetzung
passender Lehrstühle, wie z.B. die Professur „Chemische Energiespeicherung“ an der TU Clausthal, hilft dabei, den Bereich weiter zu entwickeln und zu stärken.
Die enge Vernetzung sowohl mit Forschungs- als auch mit Industriepartnern aus Niedersachsen und darüber hinaus ist dabei von zentraler Bedeutung, um die eigenen Kompetenzen zielgerichtet zu erweitern und zu komplettieren. Durch die vorhandenen bilateralen Kontakte besteht bereits jetzt ein über Niedersachsen hinausreichendes Netzwerk, welches die eigenen Kompetenzen ergänzt und welches für zukünftige Aktivitäten weiter ausgebaut werden soll.
Perspektivisch gilt es also, die in der Fokusgruppe vorhandenen Kompetenzen und Erfahrungen weiter auszubauen und gleichzeitig die Kooperation auch auf bisher nicht involvierte Arbeitsgruppen und Wissenschaftler:innen zu erweitern. Durch die enge Abstimmung mit den anderen Fokusgruppen können die Arbeiten einen Beitrag über die reine Verfahrensentwicklung hinaus leisten, indem auch Fragen zur Systemdienlichkeit von Konversionsprozessen und Aspekte der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit mitgedacht und bei der Bewertung der unterschiedlichen Prozessrouten berücksichtigt werden. Dabei werden zukünftig modulare und flexible Konzepte, die idealerweise auch dynamisch betreibbar sind, an Bedeutung gewinnen, so dass hier auch in Zukunft relevante Forschungsfragen entlang der Prozesskette zu beantworten sind.
Interesse an einer Zusammenarbeit?
Dr. Knut Kappenberg
Forschungsservice
Telefon: +49 5321 3816 8093
Projekte in Fokusgruppe 4
Kurzname | Thema | Partner | Beginn | Ende | Förderung | Weblink |
CliMb | Methanisierung | TUC-EST | 01.01.2019 | 31.12.2021 | Land Nds. | est.tu-clausthal |
FlexDME | Erzeugung von Dimethylether | TUC-CUTEC | 01.06.2019 | 31.05.2023 | Bund | enargus |
LOReley | LOHC-Reaktoren | FH-HHI TUC EST | 01.07.2020 | 30.06.2023 | Bund | enargus |
CO2OL | Synthese von Olefinen | TUC-CUTEC | 01.01.2021 | 31.12.2023 | Bund | enargus |
Mitglieder in Fokusgruppe 4
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Institut für Chemie (IfC)
Professor Dr. Michael Wark
Technische Universtät Clausthal
Clausthaler Umwelttechnik Forschungszentrum (CUTEC)
Dr.-Ing. Andreas Lindermeir
Technische Universtät Clausthal
Forschungszentrum Energiespeichertechnologien (EST)
Dr. Thomas Gimpel
Technische Universität Clausthal
Institut für Chemische und Elektrochemische Verfahrenstechnik (ICVT)
Professor Dr.-Ing. Thomas Turek,
Professor Dr.-Ing. Gregor D. Wehinger