Auswirkungen der Energiewende auf Industrie und Arbeitswelt
9. Niedersächsische Energietage am 01./02.11.2016
Zentrale Themen der 9. Niedersächsischen Energietage waren die Auswirkungen der fluktuierenden Einspeisung regenerativer Energie auf den Industriestandort Deutschland und die Gesellschaft. Dazu hatten sich über 200 Experten am 01. und 02. November 2016 zur gemeinsamen Diskussion in der Kaiserpfalz Goslar zusammengefunden. Schirmherr der Veranstaltung war in diesem Jahr Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies.
In seiner Eröffnungsrede sprach EFZN-Vorstandsmitglied Professor Michael Breitner, Leibniz Universität Hannover, über die Chancen und Herausforderungen der Energiewende in Niedersachsen. Dabei betonte er die Bedeutung der Niedersächsischen Energietage für den transdisziplinären Dialog zwischen Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Wissenschaft: „Um den großen Herausforderungen der Energiewende adäquat begegnen zu können, muss der Systemgedanke präsenter werden. Das geht nur über transdisziplinäre Zusammenarbeit, beispielsweise mit dem fachübergreifenden Methodenaustausch innerhalb der Energieforschung. Durch die gemeinsam mit dem Land erarbeitete neue Struktur des EFZN als gemeinsames wissenschaftliches Zentrum der fünf Mitgliedsuniversitäten Braunschweig, Clausthal, Göttingen, Hannover und Oldenburg sind wir auf einem guten Weg, die niedersächsische Energieforschung in dieser Hinsicht zielführend aufzustellen“, so Professor Breitner.
In der anschließenden Plenarveranstaltung standen nach Impulsvorträgen von hochkarätigen Rednern aus Wirtschaft, Industrie und Wissenschaft Diskussionsrunden unter Einbeziehung des Publikums zu den Themen „Industrieversorgung bei fluktuierender Einspeisung“ und „Transformationsprozess Energiewende – Auswirkungen auf Industrie und Arbeitswelt“ auf dem Programm.
Nach lebhaften Diskussionen waren sich die Referenten einig, dass die Energiewende den Industriestandort Deutschland insgesamt voran bringe. Man dürfe dabei aber nicht einseitig auf einzelne Technologien setzen, da sich das Energiesystem von einer statischen zu einer dynamischen Struktur entwickle. Flexibilität und Schnelligkeit mit Blick auf das Gesamtsystem seien daher das Gebot der Stunde. Dies gelte in gleichem Maße für die Gestaltung und Umsetzung von verlässlichen politischen Rahmenbedingungen. Ein zu zögerliches Handeln, zum Beispiel beim Ausbau der Elektromobilität, könnte fatale Auswirkungen auf den gesamten Industriestandort Deutschland haben, so die einhellige Auffassung der Referenten.
In seinem Abendvortrag gab Wirtschaftsminister Olaf Lies einen Überblick über die politischen Herausforderungen des Umbaus des Energiesystems. Die Energiewende sei in Deutschland zwar gesellschaftlicher Konsens. Gerade in letzter Zeit sei es aber nicht immer gelungen, dieses hoch komplexe Thema verständlich in die Gesellschaft hineinzutragen. Die Niedersächsischen Energietage sieht der Minister hier als eine hervorragende Plattform, um die verschiedenen Akteure zusammen zu bringen.
Standen zum Auftakt der Niedersächsischen Energietage in der Kaiserpfalz Vorträge und Diskussionsrunden im Plenum im Mittelpunkt, war der zweite Veranstaltungstag im Hotel "Der Achtermann" in Goslar von vertiefenden Fachforen geprägt. Fünf Themen wurden beleuchtet: „Stromspeicher im intelligenten Energiesystem“, „Eigenversorgung – Entsolidarisierung oder notwendiges Element der Energiewende?“, „Produktionstechnische Herausforderungen bei der Förderung und Speicherung von Stoffen im tiefen geologischen Untergrund“, „Energiewende: (er)neuerbare Arbeitswelt“ sowie „Elektromobilität – Fluch oder Segen für die Stromnetze?“.
Dr. Wolfgang Dietze, Geschäftsführer der EFZN-Geschäftsstelle, zog aus Sicht der Organisatoren der Energietage abschließend ein positives Fazit: „Hochkarätige Referenten, über 200 Teilnehmer, und die Teilnahme von Minister Lies, trotz zeitgleicher Feierstunden zu „70 Jahre Niedersachsen“, zeigen den hohen Stellenwert der Niedersächsischen Energietage. Es belegt zudem, dass es dem Programmkomitee mit Vertretern aus Wirtschaft, Industrie, den niedersächsischen Fachministerien und den EFZN-Mitgliedsuniversitäten auch in diesem Jahr inhaltlich wieder gelungen ist, Themen in den Mittelpunkt zu stellen, die beim Umbau des Energiesystems gesellschaftsübergreifend von hoher Aktualität sind.“
Programm
NET 2016: EFZN-Vorstand Professor Michael H. Breitner (4. v. r.) mit Teilnehmern des Plenums.
Nachfolgend finden Sie - gekennzeichnet durch die orangene Schriftfarbe - die freigegebenen Vorträge (als PDF-Datei):
Impulsvorträge Kaiserpfalz
Ulrich Grethe | Prozessübergreifende Energiesysteme in einem integrierten Hüttenwerk vor neuen Herausforderungen |
|
Dr. Jochen Wilkens | Die chemische Industrie im Konflikt zwischen Effizienz und fluktuierender Stromversorgung |
|
Dr. Hermann Falk | Möglichkeiten der Industrieversorgung aus Erneuerbaren Energien |
|
Dr. Andreas Luxa | Transformationsprozess Energiewende - Chancen und Herausforderungen für die Industrie |
|
Frederik Moch |
| |
Dr. Christopher Löwer | Erdgasförderung in Deutschland - Energiewende-Partner oder Opfer der Skandalindustrie? |
|
Prof. Dr.-Ing. Rolf Brendel |
| |
Michael H. Breitner |
|
Fachforum 1 - Stromspeicher im intelligenten Energiesystem
Moderation | Anja Wieben-James, EWE AG;
Lars Bobzien, Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr |
| |
Fachreferate |
| ||
Speicher als Flexibilitätsoption – technologischer Überblick | Dr. Karsten von Maydell, NEXT ENERGY EWE-Forschungszentrum |
| |
Dezentrale Energiesysteme und Speicher: Der richtige Mix macht’s | Dr. Bernd Koch, Siemens AG | ||
Überblick über die politischen Rahmenbedingungen für den Speichereinsatz | Dr. Ralf Sitte, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie |
| |
Die Rolle von Speichern zur Systemdienstleistungsbereitstellung | Johannes Umbach, Tennet TSO GmbH |
| |
Dr. Magnus Pielke, EWE AG | |||
Dr. Jens Winkler, ENERCON GmbH | |||
Flexibilitäts- und Energiewendeprodukte an der Börse | Dr. Maximilian Rinck, EEX AG |
Fachforum 2 - Eigenversorgung Entsolidarisierung oder notwendiges Element der Energiewende?
Moderation | Petra Schröder, Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz; Prof. Dr.-Ing. Bernd Engel, TU Braunschweig |
| |
Fachreferate |
| ||
Eigenversorgung aus Sicht einer Vollversorgung mit erneuerbaren Energien | Hans-Heinrich Schmidt-Kanefendt, Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften Wolfenbüttel | ||
Mieterstrom in der Wohnungswirtschaft – Potenziale, Realität und Hemmnisse | Jörg Berens, Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen e. V. | ||
Dr. Tim Meyer, Naturstrom AG | |||
Die industrielle Eigenerzeugung am Beispiel der Kuppelgasverstromung in der Stahlindustrie | Prof. Dr. Peter Oligmüller, Westfälische Hochschule, Recklinghausen | ||
Raimund Wunder, VW Kraftwerk GmbH |
Fachforum 3 - Produktionstechnische Herausforderungen bei der Förderung und Speicherung von Stoffen im tiefen geologischen Untergrund
Moderation | Prof. Dr.-Ing. Joachim Oppelt, TU Clausthal; Prof. (em.) Dr.Kurt M. Reinicke, TU Clausthal |
| |
Fachreferate |
| ||
Prof. (em.) Dr. Kurt M. Reinicke, TU Clausthal | |||
Volker Riha, Wintershall Deutschland | |||
The Beauty of Mature Assets | Bernhard Schmidt, RDG GmbH & Co. KG |
| |
Olivier Zingg, Geo-Energie Suisse AG | |||
Notwendigkeit und Potenzial der geologischen Speicherung Erneuerbarer Energien in Deutschland | Sebastian Boor, KBB Underground Technologies GmbH | ||
Prof. Dr. Andreas Dahmke, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel |
Fachforum 4 - Energiewende: (er)neuerbare Arbeitswelt
Moderation | Gabi Schlichtmann, Landeshauptstadt Hannover, Klimaschutzleitstelle;
Frank Mattioli, Energie-Forschungszentrum Niedersachsen |
| |
Fachreferate |
| ||
Energieszenarien 2050 – Was bedeutet dies für Niedersachsen als Industriestandort? | Dr.-Ing. Jens zum Hingst, CUTEC-Institut Clausthal |
| |
Kavernenspeicher für die Energiewende – was heißt das für unser örtliches Zusammenleben? | Helfried Goetz, Bürgermeister der Gemeinde Friedeburg | ||
Ralf Becker, IG BCE Hannover | |||
Energiewende für den Wähler – oder: Wer gewinnt die nächsten Wahlen? | Julia Zilles, Georg-August-Universität Göttingen |
Fachforum 5 - Elektromobilität – Fluch oder Segen für die Stromnetze?
Moderation | Prof. Dr.-Ing. Axel Mertens, Leibniz Universität Hannover;
Dr. Johannes Schmiesing, Avacon AG;
Dr. Volker Schöber, Leibniz Universität Hannover |
| |
Fachreferate |
| ||
Prof. Dr. Arno Kwade, Technische Universität Braunschweig | |||
Dr.-Ing. Gunnar Bärwaldt, Volkswagen Aktiengesellschaft | |||
Bianca Lehde, Avacon AG | |||
Die Elektromobilität im Kontext der langfristigen Energielandschaft Deutschlands | Norman Gerhardt, Fraunhofer IWES | ||
Aktuelle und zukünftige Geschäftsmodelle im Umfeld der e-Mobility Ladeinfrastruktur | Thomas Gereke, Siemens AG |