Wärmewende - Lösungswege für komplexe Herausforderungen
16. Niedersächsische Energietage am 18./19.11.2024 in Hannover
Die digitale Ergebnisbroschüre der 16. NET mit allen freigegebenen Präsentationsfolien, Fotos, Nachberichten zu den Fachforen und zum Gesamtprogramm finden Sie unter diesem Link.
Das Thema Wärme ist entscheidend für den Erfolg der Energiewende: Mehr als die Hälfte des Endenergieverbrauchs in Deutschland wird derzeit noch durch den Wärmesektor verursacht – und nur ein kleiner Teil davon wird bisher aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt. Die Wärmewende ist also eine große Herausforderung, die einen beständigen Dialog zwischen allen beteiligten Fachdisziplinen und Stakeholdern erfordert.
Die diesjährigen 16. Niedersächsischen Energietage (NET) in Hannover boten für diesen interdisziplinären Austausch umfassend Gelegenheit: Am 18. und 19. November 2024 kamen mehr als 180 Wärme-Akteur:innen und Energie-Expert:innen aus Gesellschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft im Alten Rathaus in Hannover zusammen, um zu diskutieren, sich zu vernetzen und gemeinsam Lösungsideen für die praktische Umsetzung der Wärmewende zu entwickeln.
Niedersachsens Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz Christian Meyer, der in diesem Jahr Schirmherr der NET war, betonte im Nachgang die Bedeutung der Veranstaltung: „Wir haben in Niedersachsen verstanden, dass wir die Wärmewende nur gestalten können, wenn wir informieren, aktiv kommunizieren und die wesentlichen Akteur:innen mit einbinden. Ich freue mich deshalb ganz besonders, dass auch die Energietage das Thema aufgegriffen haben. Das kommt zur richtigen Zeit – jetzt wo viele Kommunen mit der Wärmeplanung begonnen haben. Ich erhoffe mir von Veranstaltungen wie dieser, dass wir mit Information und Austausch herauskommen aus den emotionalen Debatten. Wir brauchen den sachlichen Dialog.“
In einem einleitenden Impulsvortrag gab Dr. Sibylle Braungardt, Gruppenleiterin im Bereich Energie & Klimaschutz am Öko-Institut, einen umfassenden Überblick zum Stand der Wärmewende und betonte dabei, wie wichtig es sei, den Transformationsprozess von Anfang bis Ende zu betrachten: „Es ist aus meiner Sicht essentiell, von Anfang an zu berücksichtigen, wie die Wärmewende nicht nur technisch und planerisch funktionieren soll, sondern wie sie konkret – auch mit Blick auf die Kosten – praktisch umgesetzt werden kann. Ein Schwerpunkt sollte darauf liegen, die Förderung gezielt dort einzusetzen, wo sie am dringendsten benötigt wird, um eine gerechte und wirksame Umsetzung zu gewährleisten. Dies ist entscheidend, um die Wärmewende nachhaltig und sozial verträglich voranzutreiben.“
Im Rahmen einer anschließenden Blitzlichtrunde und einer Posterausstellung präsentierten Vertreter:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kommunen unterschiedliche Best-Practice-Beispiele für die Etablierung einer nachhaltigen, klimaneutralen Wärmeversorgung in vielen verschiedenen Bereichen – vom Eigenheim bis zur großen Industrieanlage.
Auf Basis dieser ersten Impulse boten die nachfolgenden vier Fachforen als interaktive Workshopformate Gelegenheit für tiefgreifenderen Austausch und oftmals auch kontroverse, aber immer konstruktive Diskussionen:
- Das Fachforum 1 betrachtete Technologien, Potenziale und Kosten des „Schaufensters Wärmewende“.
- Das Fachforum 2 adressierte vor allem die nicht-technologischen Fragestellungen rund um das Thema kommunale Wärmeplanung und zeigte als interaktiver Praxisworkshop den Weg von der Strategie zur Umsetzung einer lokalen Wärmeversorgung auf.
- Im Fachforum 3 wurde diskutiert, ob unsere Energieinfrastrukturen gut auf die Anforderungen der Wärmewende vorbereitet sind.
- Fachforum 4 analysierte, wie Prozesswärme im Hochtemperaturbereich für industrielle Großverbraucher auf nachhaltige Art und Weise gewonnen werden kann.
Am Folgetag wurden die Ergebnisse aus den Fachforen für alle Teilnehmenden vorgestellt und in einer anschließenden Fishbowl-Diskussion mit Expert:innen zum Thema Energiesystemtransformation weiter vertieft.
efzn-Vorstandsmitglied Prof. Dr.-Ing. Richard Hanke-Rauschenbach, der die Veranstaltung zusammen mit Lis Blume moderiert hat, zeigte sich abschließend erfreut über den sehr lebhaften und intensiven Austausch an den zwei Veranstaltungstagen: „Die diesjährigen NET zeigen einmal mehr, dass der hier geförderte interdisziplinäre Austausch, insbesondere zwischen Forschung und Praxis, weiterhin dringend notwendig ist, damit die Transformation unseres Energiesystems gelingt. Auch in Bezug auf die Wärmewende werden wir im efzn diesen Dialog natürlich weiter fördern, etwa im Rahmen des in diesem Jahr neu gestarteten Forschungsprogramms TEN.efzn, das in einer seiner Forschungsplattformen das Thema Wärme explizit adressiert. Die NET haben, so hoffe ich, dazu beigetragen, neue Netzwerke für eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit zur Bewältigung dieser komplexen Herausforderung gedeihen zu lassen.“
Die Niedersächsischen Energietage werden seit 2008 unter organisatorischer Leitung des Energie-Forschungszentrums Niedersachsen durchgeführt und haben sich seitdem als bedeutendes Netzwerk-Event zum Thema Energie in Niedersachsen und darüber hinaus etabliert. Sie haben das Ziel, Fachleute und Interessierte aus Gesellschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft zusammenzuführen, um durch disziplinübergreifenden Dialog die Energiewende voranzubringen.